Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0161
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Tessenow, Heinrich: Die Werktätige Jugend
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INNEN-DEKORATION
147
ARCHITEKT BERNHARD VIEWEOER-PLAUEN
FENSTERSITZ. WOHN- UND ARBEITSZIMMER
DIE WERKTÄTIGE JUGEND. Suchen wir unsere
Kinder zu schulen in der Annahme, daß sie alle
Handwerker werden, so bekommen sie beinahe so
etwas wie ein Paradies. Suchen wir mehr das Hand-
werk in seinen hohen Werten zu verstehen, um uns
dann den Kindern mitzuteilen, so werden sie und wir
mit ihnen aus dem Frohsein fast gar nicht mehr heraus-
kommen. — Werfen wir doch einmal vielleicht nur etwa
die Hälfte aller Schulbänke hinaus, holen dafür Hobel-
bänke in die Schulsäle und Schraubstöcke, Schneide-
und Bohr- und Nähmaschinen, Farbtöpfe und Zirkel,
Maßstöcke, Hämmer und Beile, Holz- und Steinblöcke
und Eisen, Schrauben und Nägel — nur versuchs-
weise —, und führen wir nun die Kinder dorthin und
fragen sie, ob es ihnen so besser gefalle? Und wenn ja,
warum wollen wir dann unsere Schulen nicht in großem
Maße zu Werkstätten machen ? — Glauben wir wirk-
lich etwa, daß unsere Kinder mittels der Schulbuch-
staben und Zahlen und im Stillsitzen und Nachplappern
auf irgendeinem Gebiet mehr lernen oder tüchtiger
werden können, als wenn sie — ihrem Wollen ent-
sprechend— in reicher Werktätigkeit kindlich
erzogen würden?............Heinrich tessenow.
Ä
Das Handwerk, das gelehrt wird, muß technisch
gediegen gelehrt werden. Alles Halbe ist wider-
wärtig und trostlos, und wenn man vom Handwerk redet,
darf man nicht wieder nur ein neues, billiges Schlagwort
in die Massen werfen wollen. Nicht der Lehrer ist der
rechte, der der Jugend zum Maule redet, sondern der
ihr auch bittere Pillen verordnet, der ihr durch den
Ernst einer handwerklichen Ausbildung das Verant-
wortungsgefühl einprägt, das zur Ausübung jedes
Berufs durchaus notwendig ist........hans poelzig.
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ARCHITEKT BERNHARD VIEWEOER-PLAUEN
FENSTERSITZ. WOHN- UND ARBEITSZIMMER
DIE WERKTÄTIGE JUGEND. Suchen wir unsere
Kinder zu schulen in der Annahme, daß sie alle
Handwerker werden, so bekommen sie beinahe so
etwas wie ein Paradies. Suchen wir mehr das Hand-
werk in seinen hohen Werten zu verstehen, um uns
dann den Kindern mitzuteilen, so werden sie und wir
mit ihnen aus dem Frohsein fast gar nicht mehr heraus-
kommen. — Werfen wir doch einmal vielleicht nur etwa
die Hälfte aller Schulbänke hinaus, holen dafür Hobel-
bänke in die Schulsäle und Schraubstöcke, Schneide-
und Bohr- und Nähmaschinen, Farbtöpfe und Zirkel,
Maßstöcke, Hämmer und Beile, Holz- und Steinblöcke
und Eisen, Schrauben und Nägel — nur versuchs-
weise —, und führen wir nun die Kinder dorthin und
fragen sie, ob es ihnen so besser gefalle? Und wenn ja,
warum wollen wir dann unsere Schulen nicht in großem
Maße zu Werkstätten machen ? — Glauben wir wirk-
lich etwa, daß unsere Kinder mittels der Schulbuch-
staben und Zahlen und im Stillsitzen und Nachplappern
auf irgendeinem Gebiet mehr lernen oder tüchtiger
werden können, als wenn sie — ihrem Wollen ent-
sprechend— in reicher Werktätigkeit kindlich
erzogen würden?............Heinrich tessenow.
Ä
Das Handwerk, das gelehrt wird, muß technisch
gediegen gelehrt werden. Alles Halbe ist wider-
wärtig und trostlos, und wenn man vom Handwerk redet,
darf man nicht wieder nur ein neues, billiges Schlagwort
in die Massen werfen wollen. Nicht der Lehrer ist der
rechte, der der Jugend zum Maule redet, sondern der
ihr auch bittere Pillen verordnet, der ihr durch den
Ernst einer handwerklichen Ausbildung das Verant-
wortungsgefühl einprägt, das zur Ausübung jedes
Berufs durchaus notwendig ist........hans poelzig.